Maikaefer's Weblog


Neujahrsfest in Tokyo

Nachtrag zum Neujahrsfest in Ueno / Tokyo:

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Neujahresfest „Am Brunnen“
Im Denenchofu-Fujimi-Kaikan (eine Art Gemeindezentrum nur wenige Fußgehminuten vom Tamagawa-Bahnhof entfernt) fand am 18. Januar die Neujahresfeier des deutsch-japanischen Frauenvereins „Am Brunnen“ statt.

Zur Begrüßung wurde ein kleiner Becher Toso gereicht, eine Art japanische Glühweinvariante aus Sake. Mit dem Spruch „o-toso-kibun“ (d.h. soviel wie „fröhliche Neujahrsstimmung“) wurde sich gegenseitig zugeprostet. O-toso ist eine populäre traditionelle Art, am Neujahrsfest mit seiner Familie den Sake zu trinken. Dabei wünschen sich die Japaner für das neue Jahr Gesundheit und ein langes Leben. Das „Toso-Pulver“ besteht aus verschiedenen Gewürzen wie Zimt, Sansho (japanischer Pfefferbaum), Mandarinenschale usw. Dieses „Toso-Pulver“ wird zusammen mit Mirin (süßer japanischer Reiswein) in den Sake gegeben und man läßt das ganze einen Tag stehen. Danach ist der Festsake „Toso“ fertig.

Der Chor der „Am Brunnen“-Frauen sang die japanischen Lieder Fuyuno-yoru und Hana, danach zeigt die japanische Straßenkünstlerin Frau Kanda (die am 02. Februar auch im japanischen Fernsehen auftritt) Szenen aus dem alten Edo mit Papierfiguren, einer 4-6-Zehkröte, einem Samuraischwert und Krötenöl, das angeblich auf wundersame weise alles heilen soll. Die Japanerinnen fanden es jedenfalls sehr, sehr, sehr witzig und haben – ähnlich wie Kindergartenkinder beim Kasper – lautstark mitgeklatscht, mitgerufen und gesungen. Sehr japanisch halt, für uns zum Zuschauen aber dennoch sehr amüsant. Anschließend lockte ein sehr toll hergerichtetes Buffet mit typischen japanischen Speisen. Der große Raum im Kellergeschoss des Denenchofu-Fujimi-Kaikan, ein schöner Tartamiraum im traditionellen japanischen Stil bot eine gute Kulisse für dieses nette Neujahrsfest.








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Neujahrsfeier am Nationalmuseum im Ueno-Park
Am 02. Januar brechen wir früh morgens auf, um mit der Bahn nach Ueno zu fahren (Kommentar zum frühen wecken von Junior „Mama, du spinnst wohl!“). Um 10:00 Uhr sind wir dann im Ueno-Park und gehen den Hauptweg entlang der vielen Kirschbäume entlang, die hier im April sicherlich wunderschön blühen werden. Der Ueno-Park (jap. 上野公園, Ueno Kōen) ist eine weitläufige, öffentliche Parkanlage, die im Tokioter Stadtbezirk Taitoo, und hinterlässt einen netten Eindruck, der allerdings etwas getrübt wird von den vielen Obdachlosen, die entlang des Weges auf allen Bänken sitzen und teilweise auch hausen. Links und rechts sehen wir Tempel und / oder Schreine (noch können wir dieses nicht zweifelsfrei auseinanderhalten), die wir uns ein anderes mal ansehen werden. Immer geradeaus führt der Weg zum Nationalmuseum – hier sollen auf dem Innenhof heute „Lion performance dance“ (Shishimai – performed von Toto Kasai Hayashi Mutsumikai) und Taiko-Trommeln (Japanese drumming performed von Wadiko Obiki) stattfinden. Anschließend schauen wir uns noch im Hankon um, das Hauptgebäude des Museums und in der Schatzkammer, einem im modernen Stil errichtetes Seitengebäude, sehr schick und mit gelungener Aussenanlage.

Der Tiger (oder Löwe oder was auch immer) tanzt um eine Mandarine herum. Letztendlich schnappt er sich diese und spuckt kurze Zeit später die Schale aus…

Diese Darstellerin hat einen Fisch geangelt. Am Rande der Bühne saß eine Herlferperson, die bereits seit fünf Minuten aufgeregt auf ihren großen Auftritt wartete: sie durfte den roten Papierfisch an die Angel hängen…


Anschließend kommen die beiden Löwen zu den Zuschauern und verteilen Küschen. Das bringt sicher jede Menge Glück. Auf der Treppe ist ein wichtiger Mensch im grauen Anzug zu sehen, der anfangs (das Mikrophon viel aus) sichtbar nervös wurde, da der Plan nicht eingehalten werden konnte. Amüsiert beobachten wir alle Offiziellen am Rande und ihr scheinbares Unvermögen, mit Unvorhersehbarem umzugehen und Spontanität zu zeigen….

Szenenwechsel – ab zu den Taiko-Trommlern am Eingang. Hier wachen drei wichtige Menschen mit Anzug, Funkgeräten und Headsets darüber, dass der Ablauf minutiös eingehalten wird. Leider gibt es hier auch Pannen (wieder einmal das Micro) und wir sehen nervöse Mitarbeiter, die mit der Situation zu kämpfen haben. Ach, lästern ist doch schön…

Junior hockt – schon ganz japanisch mt ausgezogenen Schuhen – auf einem der Teppiche rund um die Taiko-Trommeln.

Über ihn hier (mit der Glocke) haben wir uns besonders amüsiert. Er hatte eindeutig den wichtigsten Job der Taiko-Truppe – mit einem biederen Ernst hat er sein Glöckchen zu schlagen und fing dann an, wie in Trance, herumzuzucken und zu tanzen. Sehr lustig anzusehen…


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Neujahrsdekoration im Tokyo Tower

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Schon vor Wochen wurden wir von unseren japanischen Nachbarn dazu eingeladen, einmal ein typisches Neujahrsfest mit Gang zum Schrein zu erleben. Am Silvesterabend trafen wir uns (4 Familien) erst zu einem netten Essen und Plaudern. Natürlich durfte auch „Dinner for One“ an einem Silvesterabend unter Deutschen nicht fehlen und nach kurzer Einführung und Erklärung zu der Geschichte, mussten auch die Japaner tapfer den beliebten Dauerbrenner ansehen (You Tube macht es möglich, auch trotz Zeitverschiebung ein zünftiges Silvesterprogramm zu sehen!). Wir erfahren noch, dass Japaner aus Osaka genau entgegen gesetzt handeln, als die Bewohner Tokyos (in Osaka wird z.B. zuerst das Kleingeld im Shop über den Tresen gereicht und dann die Scheine, während es in Tokyo genau entgegengesetzt ist) und das in Osaka die Beziehung zu Tokyo als eher schwierig angesehen wird, während die Tokyoter kein Problem feststellen können. Die Mentalität an der Westküste in Osaka scheint also eine ganz andere als an der Ostküste zu sein. Das kann Suzume, unser japanischer Nachbar, bestätigen, da er selber aus Osaka stammt.

Dann (eine halbe Stunde vor Mitternacht) servierten die Japaner ein eigens vorbereitetes Soba-Menue auf einem Tischkocher. Soyasauce, Porree, Kresse, Sobanudeln und dünne Scheiben Fleisch köchelten im Topf und wurden in die eigens mitgebrachten Schälchen gefüllt. Die langen Sobanudeln (aus Buchweizenmehl und sehr gesund) sollen langes Leben symbolisieren. Diese Speise kurz vor Beginn des neuen Jahres gegessen, so hören wir interessiert, soll für ein glückliches, langes Leben sorgen. Anschließend geht es auf (bei kalten 2° C) zum Shrine am Tamagawa, nur wenige Fußgehminuten entfernt. Wir müssen in einer langen Schlange anstehen und hören von dem Winkermännchen mit seinem roten Leuchtstab, der das Ende der Wartenden managt, dass wir mit einer halben Stunde Wartezeit zu rechnen haben.

Unglaublich, aber wahr: eine Kebab-Bude steht direkt vor dem Shrine und preist türkisches Essen an! Da staunen selber unsere japanischen Nachbarn. Die Schlange zieht langsam voran, die Steinstufen hoch, unter Torbögen entlang und dann, oben am Berg, sehen und hören wir die Musikanten in der offenen Holzhütte, sehen das Feuer und den eigentlichen Shrine. Zuerst noch Hände waschen! Dann dürfen wir – immer zu fünfen- die Stufen hochsteigen und vor den Shinto-Priester stehen. Geld wird in das Holzbecken mit Schlitzen vor uns eingeworfen, dann zweimal klatschen, zwei Mal verbeugen, die Glocke bimmeln und weiter. Nur nicht trödeln, die anderen hundert Leute wollen ja auch noch an die Reihe kommen…

Der Neujahrsgruß lautet „Akemashite omedetou gozaimasu“ oder „o yotoshi o“ (wie unsere Japanisch Lehrerin Rieko Sonntag uns lehrte). Auf ein Feuerwerk mussten wir verzichten, denn das ist in Japan in der Silvesternacht nicht üblich. Jedem Shrine-Besucher wird ein Schälchen Suppe gereicht. Wer mag, wirft eine Strohdekoration ins lodernde Feur. Es gibt an einem langen Stand viel Kitsch und Krimskrams zu kaufen, welches natürlich alles Glück bringen soll und garantiert ausschließlich in China produziert wurde. Sozume und Myoko kaufen sich einen Bambuspfeil mit Glöckchen und einem kleinen mit einem Tiger bemalten Holzplättchen dran. Das kann ja nur ein ganz tolles Jahr werden, bei all dem Glück. Wir erfahren noch, dass es für Japaner 808 Götter gibt – alle mit unterschiedlichen Aufgaben.

Geschäftstüchtige verkaufen am Wegerand heiße Sakegetränke und Fleischspieße.

An diesem Shop für „Barbiepuppen im Japan-Look“ sind wir schon desöfteren vorbeigekommen. Heute erfahren wir, dass so oft der Tenno Meiji und seine Frau verehrt werden. Einige Figuren kosten um die 120.000 Yen (ca. 920 Euro).




Immer schön die Hände waschen! Mit der Bambus-Schöpfkelle nimmt man etwas Wasser und reinigt sich…



Mit einem Papierpuschel wedelt dieser junge Mann über die klatschenden und sich verbeugenden Betenden – natürlich erst, nachdem auch fleissig die Münzen im Holzbottich klingelten…






4 Kommentare so far
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Vielen Dank für die tollen Fotos und interessanten Informationen.
Ich wünsche Dir ein frohes, glückliches und gesundes Jahr des Tigers und freue mich auf neue Blogbeiträge.

Kommentar von tonari

…wir haben uns nur gefragt, was wohl bei Regen passiert wäre – überall die Papierstreifen, die wären so richtig schön nass geworden…

Kommentar von maikaefer

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